Archiv der Kategorie: Allgemein

INFO-ABEND MIT 35 TEILNEHMERN – HIER DIE WICHTIGSTEN FRAGEN UND ANTWORTEN

Was bedeutet es, beim Kölner Kreidekreis eine ehrenamtliche Patenschaft für Kinder oder Jugendliche zu übernehmen, die im Rheinland in Heimen leben?

APRIL 2025. Am ersten Online-Info-Abend des Kölner Kreidekreises am 7. April nahmen 35 Interessierte teil, die sich vorstellen können, junge Menschen über viele Jahre zu begleiten: Viele schalteten sich aus Köln und Bonn zu, einige kamen aus den linksrheinischen Städten Euskirchen und Bornheim, die meisten aus dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis: aus Niederkassel, Königswinter, Siegburg, Sankt Augustin, Hennef, Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid und Eitorf.

Kreidekreis-Geschäftsführerin Ute Wiedemeyer und Projektleiterin Elena Stuffer präsentierten uns und unsere Arbeit. Vorstand Thomas Preuß machte sich parallel daran, die Fragen im Online-Chat zu beantworten.

Ute Wiedemeyer, Geschäftsführerin Kölner Kreidekreis
Geschäftsführerin Ute Wiedemeyer

Der Kölner Kreidekreis ist ein Träger der freien Jugendhilfe mit aktuell 160 Mitgliedern. Zielgruppe des Vereins sind Kinder und Jugendliche im Alter von etwa 5 bis 27 Jahren, die außerhalb ihrer Wohngruppe niemanden haben, dem sie sich anvertrauen können. Diesen Kindern vermitteln wir seit fast 20 Jahren ehrenamtliche Wegbegleiter-Patinnen und -Paten, die sie regelmäßig treffen, die etwas mit ihnen unternehmen und langfristig für sie da sind – und damit ein Stück weit einen Ersatz für die fehlende Familie darstellen.

Wie viel zeitlichen Bedarf sollte man als Pate oder Patin mindestens einplanen?

Wir erwarten, dass die Paten und Patinnen sich ungefähr alle zwei Wochen Zeit für ein Treffen nehmen. Anfangs dauert das vielleicht ein paar Stunden, später einen halben Tag oder auch mehr, wenn es für beide Seiten passt. Wenn sich die Patenschaft langsam festigt, können die Kinder auch übers Wochenende bei der Patin oder dem Paten bleiben, wenn alle Beteiligten einverstanden sind: Kind, Bezugserzieher/in, der Vormund bzw. die Person, die das Sorgerecht hat, und Pate oder Patin.

Wie sehen die Treffen mit den Patenkindern normalerweise aus? Gibt es einen Unterschied zwischen Patenschaften mit Kindern und mit Careleavern?

Bei kleineren Kindern ist der Beziehungsaufbau am Wichtigsten, hier heißt es wirklich: einfach da sein, sich regelmäßig und zuverlässig treffen, alltägliche Dinge unternehmen. Kinder wünschen sich typischerweise jemanden zum Spielen, Kochen, Schwimmen, Reiten, Spazieren oder Eis essen. Man kann auch kleinere Ausflüge unternehmen oder Filme schauen.

Careleaver dagegen haben eher mehr spontanen Gesprächsbedarf und benötigen Unterstützung im Alltag. Je nachdem ist den älteren Jugendlichen der Zwei-Wochen-Rhythmus nicht so wichtig; dafür telefoniert man vielleicht zwischendurch öfters mal, allein schon, damit sie sich nicht so einsam fühlen, was nach dem Auszug aus der Wohngruppe leider häufig der Fall ist.

Könnt Ihr noch mal den Unterschied zwischen Pate, Patenkind und Careleaver erklären?

„Patenkinder“ sind für uns alle jungen Menschen im Alter von etwa 5 bis 27 Jahren, die in einer Einrichtung wohnen und eine Patin oder einen Paten suchen oder haben. „Paten“ sind die ehrenamtlich tätigen Erwachsenen, die die Kinder oder Jugendlichen begleiten. „Careleaver“ sind die jugendlichen Patenkinder im Alter ab 16 Jahren, die bald aus ihrer Wohngruppe ausziehen müssen oder schon ausgezogen sind.  

Kann es hilfreich sein, wenn ich als Patin bei der Wohnungs- oder Arbeitsplatzsuche unterstütze?

Auf jeden Fall! Bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, die ihre Wohngruppe irgendwann verlassen oder schon verlassen haben (also den „Careleavern“), kann man bei schulischen Dingen oder der Ausbildungsplatzsuche unterstützen, bei der Haushaltsgründung oder Wohnungsfindung. Aber auch hier ist der zuverlässige Kontakt wichtig, vor allem, um der oben angesprochenen Einsamkeit vorzubeugen, die leider viele Careleaver trifft.

Sollten die Treffen vorzugsweise am Wochenende stattfinden, oder auch unter der Woche?

Das sprecht Ihr mit den Kindern und der Einrichtung ab. In den meisten Fällen eignet sich das Wochenende eher.   

Der Verein ist Träger der freien Jugendhilfe. Inwiefern ist das Jugendamt in die Vermittlungen bzw. die Patenschaft involviert?

Das Jugendamt, der Vormund oder Sorgerechts-Tragende muss einer Patenschaft aktiv schriftlich zustimmen. Ohne diese Zustimmung kann keine Patenschaft zustande kommen.

Elena Stuffer
Elena Stuffer, Projektleiterin Patenbetreuung

Wir sind mehrmals im Jahr für mehrere Wochen im Ausland. Wie sinnvoll ist es da, eine Patenschaft zu übernehmen? Können wir das als Paar gemeinsam machen?

Wenn Ihr nur die „übliche“ Urlaubsreise meint, ist das kein Problem. Wenn Ihr aber einen zweiten Wohnsitz im Ausland habt und dort übers Jahr mehrere Monate verbringt, in denen Ihr das Kind nicht treffen könnt, wird es vermutlich schwierig und würden wir von einer Patenschaft eher abraten. Paare können auch gemeinsam eine Patenschaft übernehmen.

Ich habe ein 11 Jahre altes Kind. Passt das grundsätzlich zu einer Patenschaft?

Meistens ja. Wir berücksichtigen das bei der Auswahl des potenziellen Patenkindes.

Werden die Kinder/Jugendlichen in die Entscheidung über den Paten einbezogen oder entscheiden das die Betreuer/Sozialarbeiter/das Jugendamt?

Bei jüngeren Kindern sind es oft die Bezugserzieher/innen in den Wohngruppen, die an uns herantreten mit der Frage, ob wir für Amalia oder Benito einen Paten oder eine Patin haben. Ältere Jugendliche kommen auch schon mal von sich aus auf uns zu. In jedem Falle müssen es aber beide Parteien wollen. Sowohl die Kinder als auch die potenziellen Paten erhalten dann zunächst Kurzinfos zu der jeweils anderen Person, die wir empfehlen würden. Anschließend lernen sich beide zusammen mit uns und den Betreuern kennen. Und am Ende müssen natürlich beide mit dieser Patenschaft einverstanden sein, sonst kommt sie nicht zustande.

Wir haben kein Auto. Ist das ein Problem?

Mobilität ist wichtig, ein Auto nicht unbedingt. Wir würden dann schauen, ob es in der Nähe ein Kinderheim (Wohngruppe) gibt, das für ein Kind einen Paten sucht. Viele Patinnen und Paten fahren mit Bus und Bahn, das klappt meistens gut. Egal mit welchem Verkehrsmittel, man muss in der Regel mit circa 30 bis 45 Minuten Fahrzeit rechnen.

Gibt es eine sinnvolle Altersbegrenzung für die Paten?

Eigentlich nicht. Am „unteren Ende“ der Altersspanne solltest Du Deine Ausbildung abgeschlossen haben und irgendwo sesshaft geworden sein. Am oberen Ende solltest Du Dich noch fit genug fühlen, um dieser Aufgabe vielleicht für 10 bis 15 Jahre gewachsen zu sein.   

Werden die Paten über spezielle Bedürfnisse der Kinder, Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen informiert?

Auf jeden Fall. Besonderheiten, Behinderungen, regelmäßig zu nehmende Medikamente oder sonstige Auffälligkeiten werden vorher besprochen.

Welche Themen werden im Rahmen des Onboardings aufgegriffen?

Wir bereiten die Patinnen und Paten sehr umfassend auf ihre spätere ehrenamtliche Tätigkeit vor. Im zweiteiligen Einstiegsseminar reflektieren die Teilnehmer zunächst die eigenen Erfahrungen, Hoffnungen, Erwartungen und Ängste. Wir erklären unsererseits in groben Zügen das System der Jugendhilfe und legen dabei einen Schwerpunkt auf die Brüche und Traumata, mit denen die Kinder und Jugendlichen in ihrem Leben oft fertig werden müssen – denn die Patinnen und Paten sollen gut darauf vorbereitet sein, was einen in der Patenschaft alles erwarten kann.

Werde ich als Pate auch Mitglied im Verein?

Das ist zwingend, da Ihr als Pate oder Patin ja in gewisser Weise den Kölner Kreidekreis nach außen vertretet. Der Jahresbeitrag beträgt aktuell 60 Euro für Erwachsene. Ihr seid über den Verein auch bei Unternehmungen mit den Patenkindern versichert.

Nehme ich das Kind dann zu meiner Familienweihnachtsfeier mit? Wie weit geht die Einbindung in die Familie?

Das ist möglich, aber wird nicht erwartet. Du entscheidest das zusammen mit Deiner Familie, dem Kind und den Bezugserziehern oder -erzieherinnen.

Könnte es sein, dass das Patenkind außerhalb von dem Gebiet umzieht? Zum Beispiel nach Hamburg?

Das ist theoretisch denkbar, aber sehr unwahrscheinlich. Im Kindesalter kommt so etwas eigentlich nie vor, nach der Pubertät vielleicht schon. Wahrscheinlicher sind Umzüge in der Region, zum Beispiel von Bonn nach Köln, von Rösrath nach Bergisch Gladbach oder ähnlich. Dabei ändert sich zwar der Ort, aber meistens nicht die Fahrtzeit für die Paten.       

Suchen Sie auch Paten für Kinder/Jugendliche mit besonderen Beeinträchtigungen/Behinderungen?

Ja. Wir suchen für junge und ältere Kinder, für „normale“ und körperlich oder geistig leicht eingeschränkte, aber nicht für Pflegefälle. Für Deutsche genauso wie für Jugendliche mit Migrationshintergrund.          


Für weitere Informationen stehen wir unter info@koelnerkreidekreis.de oder telefonisch unter 02208-911705 gerne zur Verfügung.

INTERVIEW: „WIR HABEN GEMACHT, WAS MAN IN EINER RICHTIGEN FAMILIE AUCH MACHT …“

Die 24-jährige Tamara hat seit dreizehn Jahren eine ehrenamtliche „Patentante“, die ihr vom Kölner Kreidekreis vermittelt wurde. Was ihr die Patenschaft beim Erwachsen-Werden bedeutet hat, erzählt sie uns in diesem Interview.

Tamara, kannst Du uns kurz berichten, wann und warum Du in ein Kinderheimgekommen bist?

Meine Eltern haben sich getrennt, als ich vier Jahre alt war. Mit meiner Mutter bin ich aus der Schweiz nach Deutschland gezogen, da war ich zehn Jahre alt. Mit ungefähr zwölf Jahren kam ich in ein Kinderdorf, weil meine Mutter nicht mehr weiterwusste.

Wie hat sich dann der Kontakt zum Kölner Kreidekreis ergeben?

Meine Kinderdorfmutter hat mir das vorgeschlagen: Sie meinte, eine Art Patentante, die ich regelmäßig treffen könnte, wäre eine gute Unterstützung für mich. Der Kreidekreis hat mir dann Corina vorgestellt, die zu einem ersten Besuch zu mir ins Kinderdorf kam. Sie war bei unserem ersten Treffen schwanger …

War das komisch für Dich?

Nein, gar nicht. Ich fand das toll, denn ich war Einzelkind und wollte immer Geschwisterhaben. Inzwischen hat meine Patentante zwei Kinder – und ich bin ein richtiger Teil derFamilie geworden.

Das Interview gibt es auch hier als Video:

Wie oft habt Ihr Euch getroffen, washabt Ihr so gemacht?

In den ersten Jahren teilweise jede Woche, mindestens alle zwei Wochen. Wir haben ganz normale Sachen gemacht: Ich hab sie zu Hause besucht, wir haben geredet, Gesellschaftsspiele gespielt. Manchmal sind wir zum Bäcker und haben Kuchen gegessen, ein anderes Mal waren wir im Zoo.

Wir haben auch Stadtfeste und Weihnachtsmärkte besucht, sind zum Beispiel im Siebengebirge gewandert und haben den Drachenfels bestiegen. Was man halt in einer richtigen Familie so macht.

Hat Dich Deine Patentante auch in der Schule und Ausbildung unterstützt?

Ja! Corina hat schon früh mit mir Schulaufgaben gemacht und mich ermutigt, den Realschulabschluss und danach das Fachabitur zu machen. Späterhat sie mir bei Bewerbungen geholfen. Durch ihre Hilfe habe ich sehr viel geschafft. Heute arbeite ich in einer kardiologischen Praxis und stehe auf eigenen Beinen.

Und inzwischen bist Du verheiratet …

Seit ungefähr einem Jahr, das macht mich sehr glücklich. Es ist das eingetroffen, was ich mir als Kind immer gewünscht habe: eine eigene richtige Familie. Auch wenn wir jetzt selbst noch keine Kinder haben, aber wir sind ja noch jung …

Was war Deine schönste Erfahrung in der Patenschaft?

Definitiv Weihnachten! Für Kinder ist das ja das schönste Fest. Als ich klein war, war Weihnachten für mich nicht so toll. Aber bei meiner Patentante, die an Heiligabend Geburtstag hat und immer viele Leute einlädt, fühlte und fühle ich mich im Rahmen dieser Feiern immer willkommen und superwohl.

Würdest Du selbst vielleicht auch einmal ein Patenkind übernehmen?

Das kann ich mir gut vorstellen. Jedes Kind hat es doch verdient, Liebe und Unterstützung im Leben zu bekommen. Das Leben hat viele Hürden, aber mit einer Patenschaft wird vieles leichter!

Unsere Patenkinder dürfen sich ja vor Beginn einer Patenschaft immer ausmalen, wieder Pate oder die Patin so sein soll. Wie hast Du Dir Deine Patin vorgestellt?

Ich wollte eine Frau haben und hab mir am Anfang gewünscht, dass sie eine große Familie und Kinder hat – und dass sie musikalisch ist. Ich habe als Kind supergern Klavier gespielt, und wie es der Zufall wollte, spielt auch der Mann meiner Patentante Klavier. Er hat mir viel gezeigt.

Wie häufig siehst Du Deine Patentante heute noch?

Nicht mehr so oft wie früher, und wir telefonieren auch nicht mehr jeden Tag. Aber der Kontakt ist weiterhin da, ich kann sie immer anrufen, und sie war natürlich auch auf meiner Hochzeit. Ich glaube, wenn eine Patenschaft einmal gefestigt ist, wird sie nie zu Ende gehen.

Vielen Dank, liebe Tamara, für die tollen Einblicke in Eure Patenschaft!

SCHULE AUS – WAS NUN? VIELLEICHT EINEN INTERNATIONALEN FREIWILLIGENDIENST LEISTEN …

Interview mit Nils Dornseifer, der über die Friedensdienst-Organisation Eirene ein Jahr lang in den USA einen internationalen Freiwilligendienst leistete. Er sagt, er sei selbstständiger geworden und habe sehr viele neue Erfahrungen gemacht, die ihn sehr bereichern. Eine Idee für alle jungen Leute, die demnächst mit der Schule fertig sind und noch überlegen, was sie danach machen sollen.

Wie kamst du dazu, einen internationalen Freiwilligendienst zu leisten?

Ich bin nach dem Abitur per Interrail durch Frankreich, Italien und Spanien gereist und habe Verwandte in England besucht. Die Zeit im Ausland fand ich sehr cool. Außerdem hatte ich mir zuvor überlegt, ein freiwilliges soziales Jahr leisten zu wollen. Das Angebot von Eirene verknüpfte beides auf beste Weise!

Warum gerade diese Organisation?

Ich fand den gewaltfreien Ansatz dieses Internationalen Christlichen Friedensdienstes und das breite Länderangebot von zehn Ländern auf vier Kontinenten inspirierend. Außerdem wohne ich in Neuwied, wo Eirene die Geschäftsstelle hat. Da lag es nahe, sich das genauer anzuschauen.

Wo warst du letzten Endes und was hast du dort gemacht?

Ich war ein Jahr in den USA, in Little Rock in Arkansas, wo ich bei einem Sommercamp mitgeholfen habe. Dort gibt es auch einen Waldkindergarten und ein Conference-Center für Seminare oder andere Veranstaltungen von sozialen Gruppen. Außerdem betreibt das Camp ein Lagerhaus für die Katastrophenhilfe und eine Warenverteilanlage, bei der Retouren und sonstige Güter von Amazon, Walmart und anderen großen Ketten mit einem sehr hohen Rabatt von durchschnittlich 80 Prozent an Bedürftige verkauft werden.

Kannst Du einmal einen typischen Tagesablauf beschreiben?

Jeder Tag war anders. Dienstags habe ich zum Beispiel im Lagerhaus Pakete inspiziert und verpackt oder im Sharing-the-Goods-Teil die Kunden betreut. An anderen Tagen durfte ich ein bisschen Hausmeister spielen: aufräumen, den Rasen mähen, den Pool reinigen oder Gerätschaften reparieren. Außerdem habe ich viel mit Kindern gearbeitet. Es war super abwechslungsreich.

Nils mit Reinigungsroboter am Pool
Nils mit einem Reinigungsroboter am Pool

Wie viele haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende gab es in dem Camp?

Wir hatten zwischen 15 und 20 hauptamtliche Kolleginnen und Kollegen, die normalerweise von Montag bis Freitag da waren. Außer mir haben dann noch zwei Mitfreiwillige das Team unterstützt. Wir haben auch im Camp gewohnt und waren am Wochenende manchmal dann allein dort.

Welche Erfahrungen haben dich bereichert?

Ich habe sehr viel gelernt. Zum Beispiel hatte ich zu Hause früher kaum mit Werkzeug hantiert, musste im Camp aber das eine oder andere wieder instand setzen. Einmal bin ich mit dem Golf-Cart gefahren, hatte aber vergessen, den Stecker zu ziehen. Der riss also ab, und ich habe mir dann Werkzeug gesucht und das repariert. Diese Selbstwirksamkeit fand ich extrem cool.

Was hast du in deiner Freizeit gemacht?

Ich spiele gern Fußball, hab mir also einen Verein gesucht und bin beim Arkansas Wolves FC gelandet. Die Wölfe spielten in der vierten US-Liga, also semiprofessionell. In Deutschland hatte ich nur in der Kreisklasse gespielt, da war die vierte Liga in Amerika eine ganz andere Nummer: Es gab pro Spiel vier Schiedsrichter, die Kinder kamen nach dem Spiel zu mir und wollten Selfies oder Autogramme …

Gab es kulturelle Hindernisse zu überwinden?

Ich war in den Südstaaten, wo die Uhren anders ticken. Selbst in den Supermärkten trifft man immer wieder auf Leute, die mit Waffen herumlaufen. Das war schon gewöhnungsbedürftig. Aber die Menschen waren alle sehr freundlich und offen, den Austausch fand ich sehr bereichernd.

Gibt es bestimmte Projekte oder Aufgaben, bei denen du das Gefühl hattest, wirklich etwas zu bewirken?

Auf jeden Fall! Ich hatte schon an einigen Stellen den Eindruck, die Welt etwas besser machen zu können. Zum Beispiel fand ich die Arbeit im Lagerhaus sehr sinnstiftend.

Wie darf ich mir die vorstellen?

Es kommen Spenden herein, die als Hilfspakete zum Beispiel für Flüchtlinge oder für Flutkatastrophen gedacht sind. Wir haben die Ware inspiziert, verarbeitet und bei Katastrophen wieder herausgeholt und in das entsprechende Gebiet geliefert. Man sieht, dass man damit direkt helfen kann, und die Unterstützung wird auch wertgeschätzt. Diese Arbeit ist nachhaltig und macht Menschen glücklich – die Betroffenen, aber auch einen selber. Besser geht es eigentlich nicht.

Wie war die Rückkehr für dich?

Schon sehr schwierig. Das ganze Camp ist mir sehr ans Herz gewachsen, ich habe dort wirklich viele tolle Leute kennengelernt. Außerdem habe ich mir ja ein Leben mit bestimmten Routinen aufgebaut: Ich hatte einen sinnvollen Alltag und eine spannende Freizeit, ich habe sogar Kinder im Fußball trainiert, wie ich es zu Hause in Neuwied auch schon getan hatte. Dauerhaft wollte ich dort nicht leben, aber für ein Jahr war es eine perfekte runde Sache.

Wie hast du dich selbst verändert, was hat sich in dir verändert?

Ich denke, ich habe ein Stück weit zu mir selbst gefunden, bin reifer geworden und habe ein eigenes Wesen entwickelt. Zu Hause haben ja die Mitmenschen mit der Zeit ein Bild von einem, dem man dann auch irgendwie entsprechen will. In Little Rock konnte ich dagegen so sein, wie ich wollte. Ich bin heute viel selbstsicherer und selbstständiger. Und ich habe gemerkt: Man muss etwas tun, wenn man etwas erreichen will. Bei mir in der Familie, in Deutschland, war ja irgendwie alles bekannt und geregelt. Aber in den USA musste ich mich erst einmal einfinden und mein Leben selbst organisieren. Dass das gelungen ist, macht mich schon stolz.

Beim Singen von Camp-Liedern

Welche Erkenntnisse hast du noch mitgebracht?

Viel habe ich durch den Perspektivwechsel gelernt: In den USA können sich viele Menschen keine Krankenversicherung leisten und verzichten oft auf Arztbesuche. Auch das Fehlen von Arbeitsrechten auf deutschem Niveau hat mich schockiert. Im Vergleich zu den USA ist das soziale Sicherungsnetz in Deutschland stabiler. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie privilegiert wir sind, und mich gelehrt, die deutschen Sozialsysteme mehr zu schätzen und mich für ihren Erhalt und Ausbau einzusetzen. Auch persönlich habe ich viel gewonnen: Meine Grenzen haben sich verschoben, und ich traue mir jetzt mehr zu. Ich bin selbstbewusster geworden und habe neue Stärken in mir entdeckt.

Haben sich deine Interessen oder Karriereziele durch dieses Jahr verändert?

Ich habe schon immer einen Job im sozialen Bereich angestrebt. So war ich zum Beispiel vier Jahre lang Jugendtrainer im Fußball. Durch das Camp habe ich gemerkt, dass mir soziale Arbeit insgesamt sehr gut gefällt und dass ich gerne international unterwegs bin. Das hat in mir den Wunsch reifen lassen, internationale soziale Arbeit zu studieren. Ich hoffe, dass ich im nächsten Sommer in Schweden damit beginnen kann.

Was würdest du jungen Menschen raten, die einen internationalen Freiwilligendienst anstreben?

Sie sollen sich im Internet auf der Website von Eirene die Auslandsfreiwilligendienste anschauen und Projekte suchen, die zu ihnen passen. Da gibt es ja ganz unterschiedliche Dinge, etwa die Arbeit mit Kindern, mit Obdachlosen oder auch Lobbyarbeit für die unterschiedlichsten Initiativen. Dann schaut man einfach, worauf man Lust hat und bewirbt sich.

Wie lief oder läuft der Bewerbungsprozess bei Eirene konkret ab?

Man muss sich bis Ende Mai 2025 bewerben, wenn man im selben Jahr noch einen Dienst antreten möchte. Ich habe mich zum Beispiel im September vor zwei Jahren beworben und im Oktober die Zusage für den Sommer danach erhalten. Zur Überbrückung habe ich dann gejobbt, um ein eigenes Budget anzusparen. In der Zwischenzeit gab es drei oder vier Online-Info-Seminare von Eirene; außerdem musste ich einen Unterstützerkreis gewinnen, um die Finanzierung von 4500 Euro in Form von Spenden auf die Beine zu stellen.

Was ist, wenn man niemanden findet, um das Spendenziel zu erreichen?

Das ist kein Problem. Einige Freiwillige erhalten weniger Spenden, andere mehr. Insgesamt gleicht sich das bei Eirene aus, so dass niemand aus finanziellen Gründen vom Dienst ausgeschlossen werden muss.

Wie wurdest du danach weiter auf deinen Einsatz vorbereitet?

Für die USA brauchte ich ein Visum. Um dieses musste ich mich in der Botschaft in Frankfurt bewerben und von den Kosten 100 Euro selbst tragen; den Rest hat Eirene übernommen. Im Mai gab es ein Vorbereitungswochenende und im Juli einen zweiwöchigen Kurs für alle Freiwilligen, die in dem Zeitraum Juli/August im globalen Norden einen Freiwilligendienst begonnen haben, das heißt in Europa, Kanada und den USA. Dort wurden zum Beispiel kulturelle und persönliche Themen besprochen.

Welche Kosten kommen auf jemanden zu, der so etwas anstrebt?

Bei Eirene wird eigentlich für alles gesorgt. Ich musste nur den Teilbetrag für das Visum selbst tragen, aber Versicherung, die Flüge, die Wohnung werden übernommen. Dazu gibt es eine Verpflegungspauschale und noch ein Taschengeld. Man kann davon zwar nicht jeden Abend auswärts essen gehen, es reicht aber völlig zum Leben. In dem Camp gab es auch eine eigene Küche, so dass ich sogar noch etwas übrig hatte von dem Geld, das mir zur Verfügung gestellt wurde.

Eirene ist ja eine christliche Organisation. Musst du Christ sein, um solch ein freiwilliges Jahr absolvieren zu dürfen?

Nein, absolut nicht. Eirene ist offen für alle Religionen und Weltanschauungen.

Wie würdest du das Jahr für dich in drei Worte fassen?

Viele – neue – Erfahrungen! Natürlich kann nicht immer alles perfekt laufen, aber selbst, wenn irgendetwas nicht so gut ist, sind die Erfahrungen, die man macht, doch immer wertvoll!

Vielen Dank, lieber Nils, für deinen spannenden Bericht!

Mehr Informationen über den Auslandsfreiwilligendienst von Eirene findet Ihr hier: https://eirene.org/freiwilliger-werden

HIER MIT HERZ – „EINFACH“ GUTES TUN!

Dezember 2024. Seit kurzem sind wir auf dem Spendenportal hiermitherz.de der Sparkasse Köln-Bonn vertreten. Auf der Plattform können Vereine und Initiativen ihre Herzensprojekte vorstellen und auf Spenden hoffen. Dies tun auch wir, indem wir dort Spenden für unsere Wegbegleiterpatenschaften in den Städten Köln und Bonn sammeln. Wir freuen uns über die Aktion der Sparkasse Köln-Bonn und auch über jede und jeden, die oder der dort vorbeischaut.

Mit der Plattform wollen wir unsere Reichweite vergrößern; selbstverständlich könnt Ihr und können Sie uns Spenden weiterhin auch direkt zukommen lassen.

Wenn unsere ehrenamtlichen Wegbegleiterpatenschaften insbesondere in den Städten Köln und Bonn Euer „Herzensprojekt“ sind, dann unterstützt uns gern über hiermitherz.de!

Und so geht´s:

Wer Kinder beziehungsweise die Patenschaften in Köln unterstützen möchte, sucht sich das Projekt der ehrenamtlichen Wegbegleiter-Patenschaften in Köln aus (hier verlinkt).

Dann geht’s ans Verteilen:

  1. Verteilen der Spende(n):
    • Betrag eingeben, mit dem Ihr unser Projekt unterstützen möchtet, und die Kontaktdaten eintragen. Ihr werdet dann auf die Seite des Zahlungsanbieters weitergeleitet und durch den Bezahlvorgang geführt.
  2. Engagement verteilen:
    • Teilt die gute Tat mit Freunden in den sozialen Medien und macht so auf unser Projekt und die Plattform aufmerksam.

Wer Kinder und unsere ehrenamtlichen Wegbegleiter-Patenschaften in Bonn unterstützen möchte, klickt hier. Der Rest verläuft dann wie oben.

Vielen herzlichen Dank! Jeder Euro hilft uns, weitere Patenschaften zu vermitteln und noch mehr Kinder nicht allein zu lassen!

RUNDER TISCH: WAS BRAUCHEN CARELEAVER?

Mitte Oktober veranstaltete der Kölner Kreidekreis seinen zweiten „Runden Tisch: Careleaver“. Thematisch ging es um die Situation von Careleavern im Rheinland – gute Ansätze und Versorgungslücken – sowie den aktuellen Stand unseres von der Aktion Mensch geförderten Patenschafts-Projektes.

„Ich spare an meinem Schlaf“, sagt Charlotte Ernst, pädagogische Mitarbeiterin im Kinder- und Jugenddorf Bethanien in Bergisch Gladbach. Dieses Statement äußerte die Erzieherin im Rahmen des Runden Tisches des Kölner Kreidekreises, der im Oktober im Eltzhof in Porz-Wahn stattfand. Damit verdeutlichte sie anschaulich die Herausforderungen und Folgen des herrschenden Fachkräftemangels in der Kinder- und Jugendhilfe.

Die Beteiligten des Runden Tisches, der sich mit den Bedarfen von Careleavern befasste, kamen aus Wohngruppen, von Trägergesellschaften, aus dem Paritätischen, der Politik und von Kommunen oder waren selbst Careleaver. In der Runde befand eine Mehrheit, dass das professionelle Personal oft an der Grenze zur persönlichen Ausbeutung arbeite, was nicht gesund sei.

  • Charlotte Ernst, Kinder- und Jugenddorf Bethanien
  • Raimund Hamacher
  • Anja Lehmann, Jugendamt Niederkassel
  • Heike Jüngling, Sozialdezernentin in Königswinter

„Man muss sich wirklich gut organisieren“, betonte Ernst. Dabei habe die Arbeit mit den Kindern, in ihrem Falle Mädchen in einer Verselbstständigungsgruppe, immer Vorrang vor organisatorischen Dingen. „Zum Teil verzichten wir sogar auf eigentlich wichtige Schulungen“, beklagte sie. Das bestätigte Raimund Hamacher, Teamleiter einer interkulturellen Wohngruppe in Köln-Ostheim. Er befand zudem, eine Teamleitung gerate selbst in der Freizeit häufig noch unter Druck, um zum Beispiel Schichten nachzubesetzen, wenn sich Teammitglieder krankgemeldet hätten.

Anja Lehmann vom Jugendamt Niederkassel sieht auch den kommunalen Bereich, insbesondere den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD), vom Personalmangel betroffen. Sie greife gerne auf das Angebot des Kölner Kreidekreises sowie allgemein von Ehrenamtlichen zurück, da hier den Kindern und Jugendlichen Unterstützung weit über die Möglichkeiten der öffentlichen Jugendhilfe hinaus geboten würde, sagte Lehmann: „Die Wegbegleiter-Patinnen und -Paten des Kölner Kreidekreises stellen eine wichtige Konstante im Leben der Kinder dar, die im professionellen Bereich über viele Jahre so gar nicht darstellbar wäre!“ Diese Angebote, auch wenn entlastend, sähen sie und ihre Kolleginnen gleichwohl nur ergänzend, weil es ja immerhin einen gesetzlichen Auftrag gebe, das Kindeswohl in den Mittelpunkt zu stellen.

Doch diesen zu erfüllen, tun sich viele Jugendämter immer schwerer, pflichtete Heike Jüngling bei. Die Sozialdezernentin der Stadt Königswinter unterstrich: „Die kommunalen Haushalte platzen; im Sozialbereich explodieren gerade insbesondere die Kosten für Unterbringungen.“ Es grenze oft schon an ein Wunder, wenn für junge Leute, die ihre Wohngruppe verlassen müssen, überhaupt eine Unterkunft gefunden werden könne. Dabei dürften die Kommunen aus ihrer Sicht in der Kinder-und Jugendhilfe nicht nur aus gesamtgesellschaftlicher Verantwortung, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht am verkehrten Ende sparen: „Frühzeitige Prävention und eine gelingende Integration von Careleavern in die Gesellschaft sparen später viel Geld!“ Dann nämlich, wenn den jungen Menschen der Weg ins Arbeitsleben glückt und sie nicht auf kommunale oder staatliche Transferleistungen angewiesen sind.

Teilnehmer der Runden Tisches 2024 des Kölner Kreidekreises: Samina Imam, Der Paritätische NRW; Ute Wiedemeyer, Geschäftsführerin des Kölner Kreidekreises; Jan Seefeldt, Evangelische Jugendhilfe Godesheim; Katja Broicher-Küster, CJG Hermann-Josef-Haus in Bonn; Lukas Dreesbach, Careleaver e. V.; Heike Jüngling, Sozialdezernentin der Stadt Königswinter; Regina Polkow und Charlotte Ernst, Kinder- und Jugenddorf Bethanien; Anja Lehmann, Jugendamt Niederkassel; Thomas Preuß, Vorstand des Kölner Kreidekreises (von links)

Wie der Weg in die Selbstständigkeit für Careleaver gelingen kann – und wie sehr es dabei auf persönliche, verlässliche Verbindungen ankomme, deutete Charlotte Ernst vom Kinderdorf Bethanien an. Sie räumte ein, dass die Beziehung der Betreuerinnen und Betreuer in den Wohngruppen insbesondere zu etwas älteren Jugendlichen oft leide, weil diese ihre Betreuer nur noch als Kontrollinstanz sähen: „Für persönliche Gespräche bleibt im Alltag oft viel zu wenig Zeit. Dabei wäre eine gute Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen sehr wichtig, damit sie sich auch nach Verlassen der Wohngruppen positiv an die Einrichtung erinnern und bei Fragen auf ihre ehemaligen Betreuerinnen und Betreuer zurückkommen.“ Wenn sie das Gefühl hätten, rausgeworfen worden zu sein, fänden die Jugendlichen ihren Weg in die Selbstständigkeit bei etwaigen Herausforderungen nicht so leicht, wie es der Fall wäre, wenn sie auf eine intakte Beziehung zu einer Betreuerin, einem Paten oder einer Patin des Kölner Kreidekreises zurückgreifen könnten.

VIEL SPASS BEIM MITMACH-ZIRKUS

Am 28. September waren vier unserer Patenschafts-Tandems bei einem Mitmach-Zirkus in Köln aktiv. Dabei wurden alle anfangs etwas überrascht: 45 Minuten Aufwärmtraining mit Liegestützen, Gymnastik und viel Bewegung gingen dem eigentlichen Programm voraus!

Die Patenkinder und ihre Wegbegleiter-Patinnen und -Paten wurden von Adam Harwig und Lenn Bauer, den beiden Workshop-Artisten, wirklich gefordert. Aber es hat sich gelohnt. Es folgten vielerlei Kunststücke: Balancieren auf einem großen Ball inklusive Wackelteller, Jonglage mit Bällen und Diabolo und sogar Sternen-Kunststücke an der Trapezstange hoch in der Luft!

Jede und jeder durfte am Ende seine Lieblingskunststücke vor dem kleinen Publikum der „Kreidekreisler“ aufführen – und wurde völlig zu Recht von viel Applaus begleitet.

Gefördert wurde unser Projekt von der Sozialstiftung NRW anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Stiftung, wofür wir uns auch an dieser Stelle herzlich bedanken. Die Patentandems hatten einen Tag mit jeder Menge Spaß – der durch eine Snacktasche mit Obst, Weckmann und Süßigkeiten noch abgerundet wurde.

BENEFIZKONZERT VON SING SWING ERBRINGT 3.800 EURO

Der Frauenchor Sing Swing im Männer-Gesang-Verein (MGV) 1849 Rheidt hat Ende August ein großes Benefizkonzert zu unseren Gunsten ausgerichtet. Den Besuchern bot sich ein toller musikalischer Nachmittag, an dem neben Sing Swing die Bands „Never too late“ und „What else?!“ spielten. Der Eintritt war frei, großzügige Spenden waren willkommen. Auch die Erlöse des Kuchenverkaufs gingen an uns. 

Etwa 180 begeisterte Zuhörer zählten Abteilungsleiterin Dagmar Bürger und Chormitglied Delphine Kurz-Catoire. Die beiden waren es auch, die dann Anfang September im Rahmen ihrer wöchentlichen Chorprobe die Spendensumme verkündeten. Dazu hatten sie Kreidekreis-Vorstand Thomas Preuß sowie unsere Geschäftsführerin Ute Wiedemeyer ins Roncalli-Haus nach Niederkassel eingeladen.   

Schokoladenkuchen in Herzform

Auf dem Tisch stand ein Schokoladenkuchen in Herzform, den Delphine nach und nach mit Kerzen bestückte, bis der volle Sammelbetrag zu lesen war: Unfassbare 3786,25 Euro hat der Frauenchor mit seinem Event für uns eingeworben, was uns bei der Finanzierung unserer Patenschaftsvermittlung sehr hilft. Thomas bedankte sich denn auch mit Freudentränen in den Augen in einer kurzen Rede beim gesamten Chor. Den Kuchen verteilte er noch am selben Abend an so viele haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Vorstände, wie er finden konnte. 

Beendet wurde die feierliche Übergabe mit einem Ständchen des Chores, „Je veux“, das die Damen im Wechsel auf Deutsch und Französisch sangen. Wir haben das Video dazu online auf Youtube veröffentlicht (Je veux, hier verlinkt). Für Ute und Thomas war es ein wahres, so dass sie beseelt den Saal verließen – in dem Wissen, dass wir nicht allein sind im Bemühen, möglichst viele Kinder im Rheinland zu unterstützen und zu begleiten. 

SPIEL UND SPASS AUF DEM SOMMERFEST

Unter dem Motto „Ich bin ich, und so bin ich genau richtig“ haben wir am 1. September unser Sommerfest gefeiert, das als Projekttag von der Aktion Mensch gefördert wurde. Über 80 Kinder, Jugendliche und Careleaver, Patinnen und Paten sowie Hauptamtliche aus den Wohngruppen waren nach Bergisch Gladbach gekommen, um gemeinsam einen schönen Tag zu verleben.  

Der Renner war diesmal die Cocktail‐Bar, die wir erstmals angeboten hatten. Projektleiterin Elena Stuffer hatte drei Cocktails zur Auswahl gestellt, die natürlich alle ganz alkoholfrei waren. Zum Teil mussten spontan bis zu drei weitere Barkeeperinnen einspringen, um den Ansturm zu bewältigen. 

Begeistert waren alle wieder von der traditionellen Spiele‐Olympiade. Dabei durften die Kids mit Wasserpistolen auf Becher schießen, Fußball und Hockey spielen, mussten Luftballons in der Gruppe möglichst lange in der Luft halten und beim Zwergenlauf zeigen, wer am längsten in der Hocke rennen kann.

Als musikalischen Mitmach-Höhepunkt hatte Geschäftsführerin Ute Wiedemeyer eine Body-Percussion-Übung organisiert, bei der unter professioneller Anleitung von Kay Siepmann mit Händen und Füßen musiziert wurde. 

Wie immer wurde es ein besonders leckeres Fest, weil ganz viele Patinnen und Paten bunte Salate und Kuchen mitgebracht hatten. Und dank zahlreicher helfenden Hände beim Auf- und Abbau, bei der Spiele-Organisation oder am Grill ging alles reibungslos vonstatten.

AUSFLUG MIT PFERDEN

Reiten, striegeln, Hufeisen bemalen – und Ökosysteme im Glas selbst herstellen: Heimkinder verbringen mit ihren Wegbegleiter-Paten einen Tag mit Pferden

Ende Juni trafen sich etwa ein Dutzend Patenkinder und Paten unseres Vereins zu einem „Tag mit Pferden“ mit den Inhaberinnen Ursula Weishaupt und Thaїs Krings vom Therapiewerk Wermelskirchen. Dort lernten die Teilnehmer die Pferde kennen und machten sich beim Streicheln, Striegeln und Hufe-Auskratzen mit ihnen vertraut.

Beim anschließenden Spaziergang durchs Dorf, über die Felder und durch den Wald saßen manche Jugendlichen zunächst etwas unsicher im Sattel, andere waren schon „alte Hasen“, denen man ihre Reit-Erfahrung ansah. Die erwachsenen, ehrenamtlichen Wegbegleiter-Patinnen und -Paten liefen nebenher, führten die Pferde oder hielten die Hunde an der Leine.

Ausflug mit Pferden
Auf einer Pferdekoppel

Normalerweise treffen sich die Patenkinder, die außerhalb des Kinderheimes keinen zuverlässigen Familienanschluss mehr haben, mit ihren Paten etwa alle zwei Wochen im kleinen Kreis, um etwas Schönes zu unternehmen. Mehrmals im Jahr organisiert der Kölner Kreidekreis verschiedene größere Aktionen, bei denen sich mehrere Patenschafts-Tandems treffen und austauschen können.

Abgeschlossene Ökosysteme im Glas

Neben den tierischen Angeboten gab es eine Bastelaktion, bei der alle ein paar kleine Andenken an den Tag mit nach Hause nehmen durften: Es wurden Stofftaschen gebatikt, Hufeisen bemalt und Traumfänger gebastelt. Eine großartige Idee des Kreativteams um Thaїs Krings war die Herstellung von kleinen, abgeschlossenen Ökosystemen: Im nahegelegenen Wald wurden Stöckchen und Moos eingesammelt, die zusammen mit Sand, Pflanzgranulat und Kohle in Einweckgläser gefüllt wurden. Zum Schluss wurden vorsichtig kleine Sukkulenten eingesetzt und etwas Wasser eingegossen (Sukkulenten sind Pflanzen, die zum Beispiel in ihren Blättern besonders gut Wasser speichern können, wie Kakteen).

Dann wurden die Gläser verschlossen. Wenn alles gut geht, gedeihen die Sukkulenten viele Jahre in den Gläsern, ohne dass diese geöffnet werden müssen: Unter Lichteinwirkung können die Pflanzen Photosynthese betreiben und aus dem im Glas eingeschlossenen Wasser und Kohlendioxid Sauerstoff und Zuckermoleküle herstellen – also wachsen. Das Wasser verdunstet, schlägt sich am Glasrand nieder und „regnet“ wieder nach unten. Alles in allem eine tolle Aktion, die den Teilnehmern viele „Ahs“ und „Ohs“ entlockte.

KOSTENLOSER WORKSHOP ZU BEWERBUNG UND JOBSUCHE AM 23. NOVEMBER IN KÖLN

Wie schreibe ich eine Bewerbung, wie bereite ich mich auf ein Bewerbungsgespräch vor? Wie präsentiere ich mich – ob persönlich oder über Social Media –, meine Fähigkeiten und meine Motivation so, dass ich mein Gegenüber überzeugen kann?

Diese Fragen, die sich im Vorfeld einer Ausbildung oder Jobsuche erheben, stehen im Mittelpunkt unseres kostenlosen Workshops für Careleaver und junge Menschen, die bald ihre Wohngruppe verlassen müssen oder schon verlassen haben. (Und sie werden auch beantwortet, also, die Fragen!)

Der Workshop geht einen ganzen Tag und findet am Samstag, den 23. November 2024 im Bürgerzentrum Engelshof in Köln-Porz-Westhoven statt. Details findet Ihr weiter unten sowie auf unserer Termine-Seite.

Die Teilnehmer*innen werden aktiv eingebunden und können auf Wunsch ihre persönlichen Unterlagen mitbringen, zum Beispiel Stellenausschreibungen oder Lebensläufe, an denen wir dann gemeinsam arbeiten können.

Der Workshop richtet sich an junge Leute zwischen 16 und 27 Jahren. Wir können ihn kostenlos anbieten, da unser aktuelles Projekt – in dem wir ehrenamtliche Patenschaften für Careleaver vermitteln und die Alltags- und Daseinskompetenzen der jungen Menschen stärken wollen – von der Aktion Mensch gefördert wird. Die Teilnahme ist auf 15 junge Menschen (ggf. plus Betreuer*innen) begrenzt.

Wir planen aktuell weitere Workshops, zum Beispiel zum Themenfeld Haushalt/Energie. Zu Finanzen und Wohnen bieten wir derzeit am 10. Mai und am 13. September 2024 sowie am 2. Mai 2025 eigene Workshops an.

Workshop Ausbildung und Jobsuche:

WANN: Samstag, 23. November 2024, 9.00 bis 17.00 Uhr

WO: Bürgerzentrum Engelshof, Oberstraße 96, 51149 Köln (Porz-Westhoven)

ZIELGRUPPE: Careleaver im Alter von 16-27 Jahren

DAS SOLLTEST DU MITBRINGEN: Interesse, gute Laune

PAUSENSNACK: Wir bestellen in der Pause Pizza oder Pasta. Getränke stehen auch bereit.