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RUNDER TISCH CARELEAVER: NACHBETREUUNG IST GESETZLICHER AUFTRAG

Am 7. Oktober fand unser dritter „Runder Tisch Careleaver“ statt. Wir hatten eine 25-jährige Careleaverin, einen Wegbegleiter-Paten unseres Vereins sowie mehrere Vertreter aus Wohngruppen, Jugendämtern, von Trägern und vom Paritätischen zu Gast in Königswinter. Unser Anliegen ist es, mit diesen jährlich stattfindenden Treffen einen Austausch über die Bedarfe von Careleavern anzuregen und Ansätze zu finden, die Careleavern das Leben leichter machen.

Zu Beginn zog Dr. Severine Thomas die Anwesenden per Zoom in ihren Bann. Sie forscht an der Universität Hildesheim zum Thema „Leaving Care“ und zu den Infrastrukturen im Hilfesystem. Thomas erinnerte an die Neuformulierung des § 41 SGB VIII, in dem der Rechtsanspruch auf Hilfen für junge Volljährige verbindlicher geregelt wurde. Unter anderem sei, daran anknüpfend, nun ein Recht auf Nachbetreuung (§ 41a SGB VIII) auch nach dem 18. Lebensjahr verankert, woraus eine Verpflichtung der öffentlichen und freien Träger der Jugendhilfe erwachse, diese (Nachbetreuung) zu ermöglichen und aktiv vorzuhalten. „Die Hilfe darf nicht mit 18 enden, denn die öffentliche Verantwortung für Careleaver endet nie“, mahnte Thomas, räumte zugleich aber ein, dass der aktuelle Fachkräftemangel weniger Zeit für konzeptionelles Arbeiten lasse.

Careleaver in vielen Lebensphasen benachteiligt

Die Wissenschaftlerin betonte, es müsse nicht nur der Übergang aus der Wohngruppe in einen eigenen Haushalt unterstützt werden. Vielmehr seien Careleaver in vielen Lebensphasen benachteiligt: „Den meisten fehlen eine existenzielle Absicherung und der familiäre Rückhalt, und auch gesundheitlich stehen Careleaver oft schlechter da als ihre Peergroup.“ Häufiger als andere würden sie als Mieter abgelehnt, und bei der Berufsfindung, einem etwaigen Abbruch einer Ausbildung, einem Jobwechsel und anderen alltäglichen Herausforderungen seien viel mehr Nachbetreuungsangebote nötig, „weil dies Careleaver allein einfach oft nicht schaffen können!“.

In den Kommunen fehlten zumeist noch verlässliche Strukturen – und das, obwohl es dafür nun seit 2021 eine gesetzliche Regelung gebe. Dabei gehe es durchaus auch um ideell-symbolische Unterstützung: „Nachbetreuung geht auch ohne Hilfeplanung“, unterstrich Thomas die Niedrigschwelligkeit der in § 41a neu geschaffenen Regelungen. „Hauptsache, Careleaver können sich überhaupt an jemanden wenden!“

Einige Kommunen gehen mit gutem Beispiel voran

Die Forscherin nannte einige Städte, die mit gutem Beispiel vorangehen. So habe man sich in Dortmund auf einen Träger geeinigt, der die Nachbetreuung für alle Careleaver übernehme. Die Stadt finanziere dieses Angebot mit einer festen Summe. Anderen Träger sei es nicht untersagt, ein ähnliches Angebot zu unterhalten; für eine Laufzeit von drei Jahren habe sich die Stadt aber nun entschieden, einen einzelnen Träger mit dieser Aufgabe zu beauftragen und finanziell auszustatten.

In der Region Hannover wurde stattdessen eine Leistungs- und Entgeltvereinbarung mit Trägern der Jugendhilfe auf den Weg gebracht. Diese ermöglicht es, Careleaver unbürokratisch mit bis zu neun Fachleistungsstunden nachzubetreuen. Sollte höherer Bedarf vorliegen, können in der gesamten Region mit sechs Jugendämtern weitere Hilfen in Anspruch genommen werden – ggf. auch eine erneute Hilfe für junge Volljährige.

Der – prinzipiell eindeutigen – gesetzlichen Pflichtaufgabe stünden natürlich die Kosten in den chronisch finanziell klammen Kommunen gegenüber, da gab sich Severine Thomas keinen Illusionen hin. Dennoch rief sie alle Anwesenden dazu auf, ihr Möglichstes zu tun und in der Fläche gute Nachbetreuungsangebote zu schaffen, sie zu bewerben und Careleaver darüber zu informieren: „Die jungen Menschen sollen sich nicht schämen, Unterstützung anzunehmen. Und wenn sie einmal vor einer verschlossenen Tür stehen, kommen sie nicht wieder.“

Die Etablierung wird spannend!

Carina Mayer, Careleaverin
Carina Mayer, Careleaverin, beim Runden Tisch des Kölner Kreidekreises

Im Anschluss bestätigte die 25-jährige Careleaverin Carina Mayer Thomas‘ Ausführungen. So sei die Suche nach einer eigenen Wohnung schwierig gewesen, weil sie keine Bürgschaft vorlegen konnte: „Das familiäre Umfeld fehlt einfach.“ Auch die Gehaltsnachweise hätten nicht geholfen. 73 Bewerbungen um eine Wohnung musste sie schreiben, ehe sie über „Vitamin B“ dann zum Zuge kam. „Aber auch bei der Krankenversicherung, beim Kindergeld, bei der Finanzierung des Studiums oder sonstigen Anträgen: Man ist fast immer allein mit der ganzen Bürokratie, die Anträge sind fürchterlich kompliziert.“ Um alles habe sie sich selbst kümmern müssen. Zum Glück sei sie bei einigen Sachen von einer Pädagogin aus ihrer früheren Wohngruppe unterstützt worden. „Das ist aber nicht der Regelfall“, betonte Carina.

An den Feiertagen will niemand allein sein

Aktuell ist die junge Sozialarbeiterin, die soeben ihren Bachelor abgeschlossen hat und in einem Familienhaus arbeitet, auf der Suche nach einer Patin im Kölner Kreidekreis: „Ich wünsche mir eine Person, die mich langfristig durchs Leben begleitet, die ich einfach so mal anrufen kann. Die meisten Careleaver haben so jemanden nicht. Insbesondere die Feiertage sind sehr einsam, weil die Freundinnen dann bei ihren Familien sind …“

Thomas Preuß (thomas Punkt preuss ät koelnerkreidekreis Punkt de)

EHRENAMTSPREIS DER STADT KÖLN UND PREISGELD VON 3000 EURO

Kölner Kreidekreis gewinnt Ehrenamtspreis „KölnEngagiert 2025“

Niederkassel/Köln, September 2025. Der Kölner Kreidekreis e. V. mit Sitz in Niederkassel-Rheidt ist mit dem Ehrenamtspreis „KölnEngagiert 2025“ ausgezeichnet worden, verbunden mit einem Scheck in Höhe von 3000 Euro. Der Preis wurde dem gemeinnützigen Verein am 7. September im Historischen Rathaus der Stadt Köln verliehen. Aus 160 Vorschlägen hatte eine unabhängige Jury acht ehrenamtlich tätige Einzelpersonen und Gruppen ausgewählt. „Ich danke Ihnen allen für Ihren Einsatz“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Zusammen mit 220000 anderen Ehrenamtlichen in Köln setzen Sie ein Zeichen gegen die Spaltung der Gesellschaft und halten diese Stadt am Laufen!“

Laudator Dr. Ralf Heinen, ehrenamtlicher Bürgermeister und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses der Stadt Köln, würdigte den Kölner Kreidekreis für sein 2006 ins Leben gerufenes Patenschafts-Projekt: Ehrenamtliche Patinnen und Paten begleiten in ihrer Freizeit Kinder und Jugendliche, die im Rheinland in Heimen leben. Viele dieser jungen Menschen haben außerhalb ihrer Einrichtung keine Vertrauensperson. Die Wegbegleiter-Paten treffen sich regelmäßig mit ihnen, verbringen gemeinsame Zeit und stehen ihnen langfristig zur Seite.

„Jeder kann etwas gegen die Einsamkeit anderer tun!“

Thomas Preuß, der Vorsitzende des Kölner Kreidekreises, bedankte sich bei Henriette Reker, bei der Stadt Köln und der Jury für die Auszeichnung. Er rief die Anwesenden dazu auf, in ihrem eigenen Umfeld dazu beizutragen, Kindern und Jugendlichen aus Kinderheimen das Leben und den Übergang in die Welt außerhalb ihrer Einrichtungen zu erleichtern: „Wir wissen, dass diese Kinder im Kindergarten und in der Schule nur schwer Freundschaften schließen. Und später, beim Übergang in den eigenen Haushalt, sind sie oft sehr einsam.“ Dem wolle der Verein mit seinen ehrenamtlichen Patenschaften vorbeugen. „Jeder hier im Raum könnte seine eigenen Kinder und Enkel ermuntern, andere, die nicht so behütet aufwachsen wie sie selbst, anzusprechen oder zu sich nach Hause einzuladen,“ wünschte sich der Kreidekreis-Vorstand. „Damit wäre schon viel gegen die Einsamkeit und für die Integration getan!“

Nach der Überreichung der Urkunde und des Preisgeld-Schecks trug sich das vierköpfige Team des Kölner Kreidekreises in das Gästebuch der Stadt Köln ein: Thomas Preuß, Kassenwartin Sabine Krieger, Patin Harriet Gehring und Geschäftsführerin Ute Wiedemeyer. Der Eintrag preist Köln als „soziale, inklusive und weltoffene Stadt“. Ein Großteil der Patenkinder, Patinnen und Paten des Kölner Kreidekreises lebe hier, heißt es weiter. Der Grußtext des Kreidekreises schließt mit den Worten: „Wir sind stolz, im Geiste der Stadt Köln und ihrer Werte zu wirken und damit ein Stück zu diesem besonderen Gemeinschaftsgefühl beizutragen.“

Das vierköpfige Team des Kölner Kreidekreises freut sich über die öffentliche Anerkennung und ein Preisgeld von 3000 Euro für sein Projekt. Links im Bild Dr. Ralf Heinen, der als ehrenamtlicher Bürgermeister und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses der Stadt Köln die Laudatio auf den Verein hielt. Daneben Ute Wiedemeyer, Harriet Gehring, Sabine Krieger und Thomas Preuß vom Kölner Kreidekreis (v. l.). (Bild: Peter Nierhoff)

(c) für alle Gruppenfotos: Peter Nierhoff (4)

ZAUBERHAFTES SOMMERFEST

Unter dem Motto „Starke Teams – ein Tag für alle!“ haben wir am 13. Juli unser Sommerfest gefeiert, das als Projekttag von der Aktion Mensch gefördert wurde. Über 80 Kinder, Jugendliche und Careleaver, Patinnen und Paten sowie Hauptamtliche aus den Wohngruppen waren nach Bergisch Gladbach gekommen, um gemeinsam einen schönen Tag zu verleben. Besonders Martin der Zauberer hat alle in seinen Bann gezogen. 

Passend zum Motto gab es zahlreiche teambildende Spiele, bei denen Schnelligkeit und Geschick gefragt waren: Es war ein Eierlauf-Parcours zu bewältigen, es mussten Flip-Flops über den eigenen Rücken in Hula-Hoop-Reifen geworfen sowie Bälle auf Rollladen-Lamellen über mehrere Hände und Leisten in einen Eimer balanciert werden. Besonders spaßig waren die Pantomime-Station und der „Candy Crush“, an dem die Kinder Zuckerwürfel, die aus einem Rohr fielen, im richtigen Moment mit einem Hammer treffen mussten.

Candy Crush

Das Highlight neben der Spiele-Olympiade war Martin der Zauberer, der aus Niederkassel-Rheidt zur Grillhütte in Bergisch Gladbach gekommen war und den Zuschauern einen magischen Nachmittag bereitete: Er verbog einen Teelöffel, zauberte mit einem (oder waren es mehrere?) Seil(en) und farbigen Tüchern und erwies sich als Entfesselungskünstler, als er mühelos seine Ketten und Handschellen ablegte, die ihm einige Kinder auf den Rücken gebunden hatten.

Fast schon Tradition hatte unsere Kunst-Aktion, die in diesem Jahr von Sandra Johnston angeleitet wurde: Mit viel Freude bemalten und verzierten die teilnehmenden Kinder, Jugendlichen und Careleaver – ebenfalls als starkes Team – eine große Leinwand, die mit Kreppband in einzelne Parzellen unterteilt war. Erst Tage nach dem Trocknen wurden im Vereinsbüro die Kreppbänder abgezogen, so dass das Kunstwerk in seiner vollen Pracht erschien (siehe Bilder unten).

Danke an Sandra und überhaupt an alle, die bei den Spielen, an den Ständen und vorab in ihren Küchen durch Zubereitung von leckeren Salaten, Kuchen oder Muffins zum reichhaltigen Buffet beigetragen haben, das übrigens diesmal um Hot-Dogs und alkoholfreie Cocktails ergänzt wurde.

Hot-Dog-Station

GYMNASIUM AM OELBERG ERLÄUFT 4.300 EURO FÜR KÖLNER KREIDEKREIS

Für Patenschaften mit Kindern und Jugendlichen in Heimen

Niederkassel/Königswinter, Juli 2025. Das Gymnasium am Oelberg, Königswinter-Oberpleis, hat dem Kölner Kreidekreis e. V. mit Sitz in Niederkassel-Rheidt einen Scheck über 4.301,62 Euro überreicht. Die Summe stammt aus dem diesjährigen Sponsorenlauf der Schule, der von Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern der Oberstufe organisiert wurde. Die symbolische Spendenübergabe fand am letzten Schultag vor den Sommerferien im Gymnasium statt.

Ute Wiedemeyer, Geschäftsführerin des Kölner Kreidekreises, zeigte sich sehr dankbar für das Engagement aller Beteiligten: „Die Spende hilft uns sehr bei der weiteren Finanzierung unseres Projekts, in dem wir ehrenamtliche Patenschaften für Heimkinder im Rheinland vermitteln.“ Denn jeder junge Mensch verdiene es, von der Gesellschaft gesehen und nicht allein gelassen zu werden. Wiedemeyer wandte sich mit ihren Dankesworten direkt an die Schülerschaft: „Ihr seid nicht nur mitgelaufen, sondern für andere gelaufen. Das kann man gar nicht hoch genug bewerten. Solange sich junge Menschen wie ihr auf diese Weise für andere einsetzen, mache ich mir um die Zukunft und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft keine Sorgen!“

Schulleiter Dr. Michael Fröhlich äußerte sich stolz über den Einsatz der Schülerschaft: „Es ist beeindruckend zu sehen, mit wie viel Herzblut unsere Schülerinnen und Schüler bei der Sache waren – sowohl auf der Laufstrecke als auch in der Organisation. Dass wir mit dem Erlös gleich zwei wertvolle Initiativen unterstützen können, macht das Ganze umso bedeutungsvoller.“

Insgesamt kamen beim Sponsorenlauf 24.523,56 Euro zusammen. Ein weiterer Verein erhält denselben Betrag wie der Kölner Kreidekreis; der verbleibende Rest fließt in die Klassenkassen sowie in die Anschaffung einer modernen Musikanlage für die Schule.

Der Kölner Kreidekreis betreut derzeit über 60 Patenschaften mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in Wohngruppen unter anderem in Königswinter und weiteren Städten im Rhein-Sieg-Kreis, in Köln und in Bonn leben. Viele dieser jungen Menschen haben außerhalb ihrer Einrichtung keine feste Vertrauensperson. Die Wegbegleiter-Paten verbringen regelmäßig Zeit mit ihren Patenkindern und stehen ihnen langfristig zur Seite. „Unsere Ehrenamtlichen ersetzen damit ein Stück weit die Familien, zu denen die Kinder und Jugendlichen keinen Kontakt mehr haben“, sagt Wiedemeyer. Auch die Patinnen und Paten kommen aus der Region. „So ist sichergestellt, dass sich die Paten-Tandems etwa alle zwei Wochen treffen können“, erläuterte sie bei der Spendenübergabe. Auf diese Weise könnten verlässliche, vertrauensvolle Beziehungen wachsen.

Ute Wiedemeyer, Geschäftsführerin des Kölner Kreidekreises (4. von links), bei der symbolischen Scheckübergabe im Gymnasium am Oelberg am letzten Schultag vor den Ferien. Den Scheck übergibt ihr der frischgebackene Abiturient Leo Zensen. Rechts im Bild Schulleiter Dr. Michael Fröhlich, links der stellvertretende Schulleiter Ingo Küll.  (Bild: Gymnasium am Oelberg)

Ute Wiedemeyer, Geschäftsführerin des Kölner Kreidekreises (4. von links), bei der symbolischen Scheckübergabe im Gymnasium am Oelberg am letzten Schultag vor den Ferien. Den Scheck übergibt ihr der frischgebackene Abiturient Leo Zensen. Rechts im Bild Schulleiter Dr. Michael Fröhlich, links der stellvertretende Schulleiter Ingo Küll.  (Bild: Gymnasium am Oelberg)

KÖLNER KREIDEKREIS GEWINNT EHRENAMTSPREIS

Für Patenschaften mit Kindern und Jugendlichen in Heimen

Niederkassel, Mai 2025. Der Kölner Kreidekreis e. V. mit Sitz in Niederkassel-Rheidt hat einen der Ehrenamtspreise NRW gewonnen. Die feierliche Preisverleihung fand am 22. Mai in Düsseldorf statt. „Ehrenamtliche stärken das Miteinander und den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, würdigte Dr. Stephan Keller, Schirmherr und Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf, alle Preisträger. „Damit machen Sie unsere Gesellschaft insgesamt reicher. Wir wollen Sie alle heute für Ihr Engagement feiern!“

Der Kölner Kreidekreis wurde für sein Patenschafts-Projekt mit Platz 3 in der Kategorie „Jugend“ ausgezeichnet: Ehrenamtliche Patinnen und Paten des Vereins begleiten in ihrer Freizeit Kinder und Jugendliche, die im Rheinland in Heimen leben. Viele dieser jungen Menschen haben außerhalb ihrer Einrichtung keine Vertrauensperson. Die Wegbegleiter-Paten treffen sich regelmäßig mit ihnen, verbringen gemeinsame Zeit und stehen ihnen langfristig zur Seite. „Unsere Ehrenamtlichen ersetzen damit ein Stück weit die Familien, zu denen die Kinder und Jugendlichen keinen Kontakt mehr haben“, erklärte Geschäftsführerin Ute Wiedemeyer anlässlich der Preisübergabe.

Der Ehrenamtspreis NRW wurde in diesem Jahr zum achten Mal vom Verband engagierte Zivilgesellschaft in NRW e. V. (VEZ) vergeben, um das Ehrenamt in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. In diesem Jahr gingen über 190 Bewerbungen ein; Preise wurden in sechs Kategorien vergeben – von Bildung über Dialog, Einsatz für Geflüchtete, Einwanderer und Minderheiten bis hin zu Frauenpower, Kunst & Kultur und eben Jugend. Wie alle anderen Preisträger des Ehrenamtspreises, erhielt auch der Kölner Kreidekreis eine Trophäe und eine Urkunde.

Bild oben: Der Kölner Kreidekreis war mit einem sechsköpfigen Team zur Preisverleihung nach Düsseldorf angereist. Fünf ehrenamtlich Engagierte wurden von Geschäftsführerin Ute Wiedemeyer begleitet (zweite von rechts).

INFO-ABEND MIT 35 TEILNEHMERN – HIER DIE WICHTIGSTEN FRAGEN UND ANTWORTEN

Was bedeutet es, beim Kölner Kreidekreis eine ehrenamtliche Patenschaft für Kinder oder Jugendliche zu übernehmen, die im Rheinland in Heimen leben?

APRIL 2025. Am ersten Online-Info-Abend des Kölner Kreidekreises am 7. April nahmen 35 Interessierte teil, die sich vorstellen können, junge Menschen über viele Jahre zu begleiten: Viele schalteten sich aus Köln und Bonn zu, einige kamen aus den linksrheinischen Städten Euskirchen und Bornheim, die meisten aus dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis: aus Niederkassel, Königswinter, Siegburg, Sankt Augustin, Hennef, Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid und Eitorf.

Kreidekreis-Geschäftsführerin Ute Wiedemeyer und Projektleiterin Elena Stuffer präsentierten uns und unsere Arbeit. Vorstand Thomas Preuß machte sich parallel daran, die Fragen im Online-Chat zu beantworten.

Ute Wiedemeyer, Geschäftsführerin Kölner Kreidekreis
Geschäftsführerin Ute Wiedemeyer

Der Kölner Kreidekreis ist ein Träger der freien Jugendhilfe mit aktuell 160 Mitgliedern. Zielgruppe des Vereins sind Kinder und Jugendliche im Alter von etwa 5 bis 27 Jahren, die außerhalb ihrer Wohngruppe niemanden haben, dem sie sich anvertrauen können. Diesen Kindern vermitteln wir seit fast 20 Jahren ehrenamtliche Wegbegleiter-Patinnen und -Paten, die sie regelmäßig treffen, die etwas mit ihnen unternehmen und langfristig für sie da sind – und damit ein Stück weit einen Ersatz für die fehlende Familie darstellen.

Wie viel zeitlichen Bedarf sollte man als Pate oder Patin mindestens einplanen?

Wir erwarten, dass die Paten und Patinnen sich ungefähr alle zwei Wochen Zeit für ein Treffen nehmen. Anfangs dauert das vielleicht ein paar Stunden, später einen halben Tag oder auch mehr, wenn es für beide Seiten passt. Wenn sich die Patenschaft langsam festigt, können die Kinder auch übers Wochenende bei der Patin oder dem Paten bleiben, wenn alle Beteiligten einverstanden sind: Kind, Bezugserzieher/in, der Vormund bzw. die Person, die das Sorgerecht hat, und Pate oder Patin.

Wie sehen die Treffen mit den Patenkindern normalerweise aus? Gibt es einen Unterschied zwischen Patenschaften mit Kindern und mit Careleavern?

Bei kleineren Kindern ist der Beziehungsaufbau am Wichtigsten, hier heißt es wirklich: einfach da sein, sich regelmäßig und zuverlässig treffen, alltägliche Dinge unternehmen. Kinder wünschen sich typischerweise jemanden zum Spielen, Kochen, Schwimmen, Reiten, Spazieren oder Eis essen. Man kann auch kleinere Ausflüge unternehmen oder Filme schauen.

Careleaver dagegen haben eher mehr spontanen Gesprächsbedarf und benötigen Unterstützung im Alltag. Je nachdem ist den älteren Jugendlichen der Zwei-Wochen-Rhythmus nicht so wichtig; dafür telefoniert man vielleicht zwischendurch öfters mal, allein schon, damit sie sich nicht so einsam fühlen, was nach dem Auszug aus der Wohngruppe leider häufig der Fall ist.

Könnt Ihr noch mal den Unterschied zwischen Pate, Patenkind und Careleaver erklären?

„Patenkinder“ sind für uns alle jungen Menschen im Alter von etwa 5 bis 27 Jahren, die in einer Einrichtung wohnen und eine Patin oder einen Paten suchen oder haben. „Paten“ sind die ehrenamtlich tätigen Erwachsenen, die die Kinder oder Jugendlichen begleiten. „Careleaver“ sind die jugendlichen Patenkinder im Alter ab 16 Jahren, die bald aus ihrer Wohngruppe ausziehen müssen oder schon ausgezogen sind.  

Kann es hilfreich sein, wenn ich als Patin bei der Wohnungs- oder Arbeitsplatzsuche unterstütze?

Auf jeden Fall! Bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, die ihre Wohngruppe irgendwann verlassen oder schon verlassen haben (also den „Careleavern“), kann man bei schulischen Dingen oder der Ausbildungsplatzsuche unterstützen, bei der Haushaltsgründung oder Wohnungsfindung. Aber auch hier ist der zuverlässige Kontakt wichtig, vor allem, um der oben angesprochenen Einsamkeit vorzubeugen, die leider viele Careleaver trifft.

Sollten die Treffen vorzugsweise am Wochenende stattfinden, oder auch unter der Woche?

Das sprecht Ihr mit den Kindern und der Einrichtung ab. In den meisten Fällen eignet sich das Wochenende eher.   

Der Verein ist Träger der freien Jugendhilfe. Inwiefern ist das Jugendamt in die Vermittlungen bzw. die Patenschaft involviert?

Das Jugendamt, der Vormund oder Sorgerechts-Tragende muss einer Patenschaft aktiv schriftlich zustimmen. Ohne diese Zustimmung kann keine Patenschaft zustande kommen.

Elena Stuffer
Elena Stuffer, Projektleiterin Patenbetreuung

Wir sind mehrmals im Jahr für mehrere Wochen im Ausland. Wie sinnvoll ist es da, eine Patenschaft zu übernehmen? Können wir das als Paar gemeinsam machen?

Wenn Ihr nur die „übliche“ Urlaubsreise meint, ist das kein Problem. Wenn Ihr aber einen zweiten Wohnsitz im Ausland habt und dort übers Jahr mehrere Monate verbringt, in denen Ihr das Kind nicht treffen könnt, wird es vermutlich schwierig und würden wir von einer Patenschaft eher abraten. Paare können auch gemeinsam eine Patenschaft übernehmen.

Ich habe ein 11 Jahre altes Kind. Passt das grundsätzlich zu einer Patenschaft?

Meistens ja. Wir berücksichtigen das bei der Auswahl des potenziellen Patenkindes.

Werden die Kinder/Jugendlichen in die Entscheidung über den Paten einbezogen oder entscheiden das die Betreuer/Sozialarbeiter/das Jugendamt?

Bei jüngeren Kindern sind es oft die Bezugserzieher/innen in den Wohngruppen, die an uns herantreten mit der Frage, ob wir für Amalia oder Benito einen Paten oder eine Patin haben. Ältere Jugendliche kommen auch schon mal von sich aus auf uns zu. In jedem Falle müssen es aber beide Parteien wollen. Sowohl die Kinder als auch die potenziellen Paten erhalten dann zunächst Kurzinfos zu der jeweils anderen Person, die wir empfehlen würden. Anschließend lernen sich beide zusammen mit uns und den Betreuern kennen. Und am Ende müssen natürlich beide mit dieser Patenschaft einverstanden sein, sonst kommt sie nicht zustande.

Wir haben kein Auto. Ist das ein Problem?

Mobilität ist wichtig, ein Auto nicht unbedingt. Wir würden dann schauen, ob es in der Nähe ein Kinderheim (Wohngruppe) gibt, das für ein Kind einen Paten sucht. Viele Patinnen und Paten fahren mit Bus und Bahn, das klappt meistens gut. Egal mit welchem Verkehrsmittel, man muss in der Regel mit circa 30 bis 45 Minuten Fahrzeit rechnen.

Gibt es eine sinnvolle Altersbegrenzung für die Paten?

Eigentlich nicht. Am „unteren Ende“ der Altersspanne solltest Du Deine Ausbildung abgeschlossen haben und irgendwo sesshaft geworden sein. Am oberen Ende solltest Du Dich noch fit genug fühlen, um dieser Aufgabe vielleicht für 10 bis 15 Jahre gewachsen zu sein.   

Werden die Paten über spezielle Bedürfnisse der Kinder, Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen informiert?

Auf jeden Fall. Besonderheiten, Behinderungen, regelmäßig zu nehmende Medikamente oder sonstige Auffälligkeiten werden vorher besprochen.

Welche Themen werden im Rahmen des Onboardings aufgegriffen?

Wir bereiten die Patinnen und Paten sehr umfassend auf ihre spätere ehrenamtliche Tätigkeit vor. Im zweiteiligen Einstiegsseminar reflektieren die Teilnehmer zunächst die eigenen Erfahrungen, Hoffnungen, Erwartungen und Ängste. Wir erklären unsererseits in groben Zügen das System der Jugendhilfe und legen dabei einen Schwerpunkt auf die Brüche und Traumata, mit denen die Kinder und Jugendlichen in ihrem Leben oft fertig werden müssen – denn die Patinnen und Paten sollen gut darauf vorbereitet sein, was einen in der Patenschaft alles erwarten kann.

Werde ich als Pate auch Mitglied im Verein?

Das ist zwingend, da Ihr als Pate oder Patin ja in gewisser Weise den Kölner Kreidekreis nach außen vertretet. Der Jahresbeitrag beträgt aktuell 60 Euro für Erwachsene. Ihr seid über den Verein auch bei Unternehmungen mit den Patenkindern versichert.

Nehme ich das Kind dann zu meiner Familienweihnachtsfeier mit? Wie weit geht die Einbindung in die Familie?

Das ist möglich, aber wird nicht erwartet. Du entscheidest das zusammen mit Deiner Familie, dem Kind und den Bezugserziehern oder -erzieherinnen.

Könnte es sein, dass das Patenkind außerhalb von dem Gebiet umzieht? Zum Beispiel nach Hamburg?

Das ist theoretisch denkbar, aber sehr unwahrscheinlich. Im Kindesalter kommt so etwas eigentlich nie vor, nach der Pubertät vielleicht schon. Wahrscheinlicher sind Umzüge in der Region, zum Beispiel von Bonn nach Köln, von Rösrath nach Bergisch Gladbach oder ähnlich. Dabei ändert sich zwar der Ort, aber meistens nicht die Fahrtzeit für die Paten.       

Suchen Sie auch Paten für Kinder/Jugendliche mit besonderen Beeinträchtigungen/Behinderungen?

Ja. Wir suchen für junge und ältere Kinder, für „normale“ und körperlich oder geistig leicht eingeschränkte, aber nicht für Pflegefälle. Für Deutsche genauso wie für Jugendliche mit Migrationshintergrund.          


Für weitere Informationen stehen wir unter info@koelnerkreidekreis.de oder telefonisch unter 02208-911705 gerne zur Verfügung.

INTERVIEW: „WIR HABEN GEMACHT, WAS MAN IN EINER RICHTIGEN FAMILIE AUCH MACHT …“

Die 24-jährige Tamara hat seit dreizehn Jahren eine ehrenamtliche „Patentante“, die ihr vom Kölner Kreidekreis vermittelt wurde. Was ihr die Patenschaft beim Erwachsen-Werden bedeutet hat, erzählt sie uns in diesem Interview.

Tamara, kannst Du uns kurz berichten, wann und warum Du in ein Kinderheimgekommen bist?

Meine Eltern haben sich getrennt, als ich vier Jahre alt war. Mit meiner Mutter bin ich aus der Schweiz nach Deutschland gezogen, da war ich zehn Jahre alt. Mit ungefähr zwölf Jahren kam ich in ein Kinderdorf, weil meine Mutter nicht mehr weiterwusste.

Wie hat sich dann der Kontakt zum Kölner Kreidekreis ergeben?

Meine Kinderdorfmutter hat mir das vorgeschlagen: Sie meinte, eine Art Patentante, die ich regelmäßig treffen könnte, wäre eine gute Unterstützung für mich. Der Kreidekreis hat mir dann Corina vorgestellt, die zu einem ersten Besuch zu mir ins Kinderdorf kam. Sie war bei unserem ersten Treffen schwanger …

War das komisch für Dich?

Nein, gar nicht. Ich fand das toll, denn ich war Einzelkind und wollte immer Geschwisterhaben. Inzwischen hat meine Patentante zwei Kinder – und ich bin ein richtiger Teil derFamilie geworden.

Das Interview gibt es auch hier als Video:

Wie oft habt Ihr Euch getroffen, washabt Ihr so gemacht?

In den ersten Jahren teilweise jede Woche, mindestens alle zwei Wochen. Wir haben ganz normale Sachen gemacht: Ich hab sie zu Hause besucht, wir haben geredet, Gesellschaftsspiele gespielt. Manchmal sind wir zum Bäcker und haben Kuchen gegessen, ein anderes Mal waren wir im Zoo.

Wir haben auch Stadtfeste und Weihnachtsmärkte besucht, sind zum Beispiel im Siebengebirge gewandert und haben den Drachenfels bestiegen. Was man halt in einer richtigen Familie so macht.

Hat Dich Deine Patentante auch in der Schule und Ausbildung unterstützt?

Ja! Corina hat schon früh mit mir Schulaufgaben gemacht und mich ermutigt, den Realschulabschluss und danach das Fachabitur zu machen. Späterhat sie mir bei Bewerbungen geholfen. Durch ihre Hilfe habe ich sehr viel geschafft. Heute arbeite ich in einer kardiologischen Praxis und stehe auf eigenen Beinen.

Und inzwischen bist Du verheiratet …

Seit ungefähr einem Jahr, das macht mich sehr glücklich. Es ist das eingetroffen, was ich mir als Kind immer gewünscht habe: eine eigene richtige Familie. Auch wenn wir jetzt selbst noch keine Kinder haben, aber wir sind ja noch jung …

Was war Deine schönste Erfahrung in der Patenschaft?

Definitiv Weihnachten! Für Kinder ist das ja das schönste Fest. Als ich klein war, war Weihnachten für mich nicht so toll. Aber bei meiner Patentante, die an Heiligabend Geburtstag hat und immer viele Leute einlädt, fühlte und fühle ich mich im Rahmen dieser Feiern immer willkommen und superwohl.

Würdest Du selbst vielleicht auch einmal ein Patenkind übernehmen?

Das kann ich mir gut vorstellen. Jedes Kind hat es doch verdient, Liebe und Unterstützung im Leben zu bekommen. Das Leben hat viele Hürden, aber mit einer Patenschaft wird vieles leichter!

Unsere Patenkinder dürfen sich ja vor Beginn einer Patenschaft immer ausmalen, wieder Pate oder die Patin so sein soll. Wie hast Du Dir Deine Patin vorgestellt?

Ich wollte eine Frau haben und hab mir am Anfang gewünscht, dass sie eine große Familie und Kinder hat – und dass sie musikalisch ist. Ich habe als Kind supergern Klavier gespielt, und wie es der Zufall wollte, spielt auch der Mann meiner Patentante Klavier. Er hat mir viel gezeigt.

Wie häufig siehst Du Deine Patentante heute noch?

Nicht mehr so oft wie früher, und wir telefonieren auch nicht mehr jeden Tag. Aber der Kontakt ist weiterhin da, ich kann sie immer anrufen, und sie war natürlich auch auf meiner Hochzeit. Ich glaube, wenn eine Patenschaft einmal gefestigt ist, wird sie nie zu Ende gehen.

Vielen Dank, liebe Tamara, für die tollen Einblicke in Eure Patenschaft!

EIN BESONDERES „KOSTÜMSCHE“ – UND SINGEN FÜR DEN GUTEN ZWECK

Am Samstag, den 15. Februar 2025, nahm ein buntes Team des Kölner Kreidekreises an einer besonderen Veranstaltung teil: Der Verein Loss mer singe e. V. hatte ins Zimmermanns in Bickendorf eingeladen. Anlass war, dass der Kölner Kreidekreis einer von fünf begünstigten Vereinen war, für die Loss mer singe im Rahmen der Aktion „Singe för Jod“ die Eintrittsgelder der Mitsingabende spendet. Unterstützt werden Institutionen und Personen, die wiederum direkt mit ihren Möglichkeiten am Puls des Geschehens sind und unmittelbar dort ansetzen, wo Hilfe dringend nötig ist. 

Mit guter Laune und Kreidekreis-Schild machte sich das Vereins-Team auf den Weg nach Bickendorf – mit buntem Hut und lustigem Kostüm. Und als an der Eingangstür jemand strahlend fragte: „Seid Ihr der gute Zweck?“, da stand sogleich das Motto fest, unter dem der Kreidekreis an dieser tollen Veranstaltung teilnahm.

Es wurde gelacht, viel gesungen und geschunkelt. Geschäftsführerin Ute Wiedemeyer stellte kurz die Arbeit des Kölner Kreidekreises und freute sich sehr, dass sich gleich zwei Patenschafts-Interessierte meldeten. Denn der Verein sucht dringend ehrenamtliche Patinnen und Paten für Kinder in der stationären Jugendhilfe, die keinen regelmäßigen Kontakt zu Erwachsenen außerhalb ihrer Wohngruppe haben.

Bei der Abstimmung zum „Karnevalslied 2025“ gewann Kempest Finest mit dem Lied „Wenn et Leech usjeiht“. Gewonnen haben auch die glücklichen Teilnehmer, denen jeweils zwei Karten für drei unterschiedliche kölsche Konzerte zugelost wurden.

Gemeinsam Gutes tun, gemeinsam singen und fröhlich sein – eine tolle Botschaft im Februar 2025! Übrigens kamen bei der Aktion für alle fünf guten Zwecke jeweils 3.000 Euro an Eintrittsgelder-Spenden zusammen!

Weitere Infos und viele Fotos findet Ihr hier. )

SCHULE AUS – WAS NUN? VIELLEICHT EINEN INTERNATIONALEN FREIWILLIGENDIENST LEISTEN …

Interview mit Nils Dornseifer, der über die Friedensdienst-Organisation Eirene ein Jahr lang in den USA einen internationalen Freiwilligendienst leistete. Er sagt, er sei selbstständiger geworden und habe sehr viele neue Erfahrungen gemacht, die ihn sehr bereichern. Eine Idee für alle jungen Leute, die demnächst mit der Schule fertig sind und noch überlegen, was sie danach machen sollen.

Wie kamst du dazu, einen internationalen Freiwilligendienst zu leisten?

Ich bin nach dem Abitur per Interrail durch Frankreich, Italien und Spanien gereist und habe Verwandte in England besucht. Die Zeit im Ausland fand ich sehr cool. Außerdem hatte ich mir zuvor überlegt, ein freiwilliges soziales Jahr leisten zu wollen. Das Angebot von Eirene verknüpfte beides auf beste Weise!

Warum gerade diese Organisation?

Ich fand den gewaltfreien Ansatz dieses Internationalen Christlichen Friedensdienstes und das breite Länderangebot von zehn Ländern auf vier Kontinenten inspirierend. Außerdem wohne ich in Neuwied, wo Eirene die Geschäftsstelle hat. Da lag es nahe, sich das genauer anzuschauen.

Wo warst du letzten Endes und was hast du dort gemacht?

Ich war ein Jahr in den USA, in Little Rock in Arkansas, wo ich bei einem Sommercamp mitgeholfen habe. Dort gibt es auch einen Waldkindergarten und ein Conference-Center für Seminare oder andere Veranstaltungen von sozialen Gruppen. Außerdem betreibt das Camp ein Lagerhaus für die Katastrophenhilfe und eine Warenverteilanlage, bei der Retouren und sonstige Güter von Amazon, Walmart und anderen großen Ketten mit einem sehr hohen Rabatt von durchschnittlich 80 Prozent an Bedürftige verkauft werden.

Kannst Du einmal einen typischen Tagesablauf beschreiben?

Jeder Tag war anders. Dienstags habe ich zum Beispiel im Lagerhaus Pakete inspiziert und verpackt oder im Sharing-the-Goods-Teil die Kunden betreut. An anderen Tagen durfte ich ein bisschen Hausmeister spielen: aufräumen, den Rasen mähen, den Pool reinigen oder Gerätschaften reparieren. Außerdem habe ich viel mit Kindern gearbeitet. Es war super abwechslungsreich.

Nils mit Reinigungsroboter am Pool
Nils mit einem Reinigungsroboter am Pool

Wie viele haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende gab es in dem Camp?

Wir hatten zwischen 15 und 20 hauptamtliche Kolleginnen und Kollegen, die normalerweise von Montag bis Freitag da waren. Außer mir haben dann noch zwei Mitfreiwillige das Team unterstützt. Wir haben auch im Camp gewohnt und waren am Wochenende manchmal dann allein dort.

Welche Erfahrungen haben dich bereichert?

Ich habe sehr viel gelernt. Zum Beispiel hatte ich zu Hause früher kaum mit Werkzeug hantiert, musste im Camp aber das eine oder andere wieder instand setzen. Einmal bin ich mit dem Golf-Cart gefahren, hatte aber vergessen, den Stecker zu ziehen. Der riss also ab, und ich habe mir dann Werkzeug gesucht und das repariert. Diese Selbstwirksamkeit fand ich extrem cool.

Was hast du in deiner Freizeit gemacht?

Ich spiele gern Fußball, hab mir also einen Verein gesucht und bin beim Arkansas Wolves FC gelandet. Die Wölfe spielten in der vierten US-Liga, also semiprofessionell. In Deutschland hatte ich nur in der Kreisklasse gespielt, da war die vierte Liga in Amerika eine ganz andere Nummer: Es gab pro Spiel vier Schiedsrichter, die Kinder kamen nach dem Spiel zu mir und wollten Selfies oder Autogramme …

Gab es kulturelle Hindernisse zu überwinden?

Ich war in den Südstaaten, wo die Uhren anders ticken. Selbst in den Supermärkten trifft man immer wieder auf Leute, die mit Waffen herumlaufen. Das war schon gewöhnungsbedürftig. Aber die Menschen waren alle sehr freundlich und offen, den Austausch fand ich sehr bereichernd.

Gibt es bestimmte Projekte oder Aufgaben, bei denen du das Gefühl hattest, wirklich etwas zu bewirken?

Auf jeden Fall! Ich hatte schon an einigen Stellen den Eindruck, die Welt etwas besser machen zu können. Zum Beispiel fand ich die Arbeit im Lagerhaus sehr sinnstiftend.

Wie darf ich mir die vorstellen?

Es kommen Spenden herein, die als Hilfspakete zum Beispiel für Flüchtlinge oder für Flutkatastrophen gedacht sind. Wir haben die Ware inspiziert, verarbeitet und bei Katastrophen wieder herausgeholt und in das entsprechende Gebiet geliefert. Man sieht, dass man damit direkt helfen kann, und die Unterstützung wird auch wertgeschätzt. Diese Arbeit ist nachhaltig und macht Menschen glücklich – die Betroffenen, aber auch einen selber. Besser geht es eigentlich nicht.

Wie war die Rückkehr für dich?

Schon sehr schwierig. Das ganze Camp ist mir sehr ans Herz gewachsen, ich habe dort wirklich viele tolle Leute kennengelernt. Außerdem habe ich mir ja ein Leben mit bestimmten Routinen aufgebaut: Ich hatte einen sinnvollen Alltag und eine spannende Freizeit, ich habe sogar Kinder im Fußball trainiert, wie ich es zu Hause in Neuwied auch schon getan hatte. Dauerhaft wollte ich dort nicht leben, aber für ein Jahr war es eine perfekte runde Sache.

Wie hast du dich selbst verändert, was hat sich in dir verändert?

Ich denke, ich habe ein Stück weit zu mir selbst gefunden, bin reifer geworden und habe ein eigenes Wesen entwickelt. Zu Hause haben ja die Mitmenschen mit der Zeit ein Bild von einem, dem man dann auch irgendwie entsprechen will. In Little Rock konnte ich dagegen so sein, wie ich wollte. Ich bin heute viel selbstsicherer und selbstständiger. Und ich habe gemerkt: Man muss etwas tun, wenn man etwas erreichen will. Bei mir in der Familie, in Deutschland, war ja irgendwie alles bekannt und geregelt. Aber in den USA musste ich mich erst einmal einfinden und mein Leben selbst organisieren. Dass das gelungen ist, macht mich schon stolz.

Beim Singen von Camp-Liedern

Welche Erkenntnisse hast du noch mitgebracht?

Viel habe ich durch den Perspektivwechsel gelernt: In den USA können sich viele Menschen keine Krankenversicherung leisten und verzichten oft auf Arztbesuche. Auch das Fehlen von Arbeitsrechten auf deutschem Niveau hat mich schockiert. Im Vergleich zu den USA ist das soziale Sicherungsnetz in Deutschland stabiler. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie privilegiert wir sind, und mich gelehrt, die deutschen Sozialsysteme mehr zu schätzen und mich für ihren Erhalt und Ausbau einzusetzen. Auch persönlich habe ich viel gewonnen: Meine Grenzen haben sich verschoben, und ich traue mir jetzt mehr zu. Ich bin selbstbewusster geworden und habe neue Stärken in mir entdeckt.

Haben sich deine Interessen oder Karriereziele durch dieses Jahr verändert?

Ich habe schon immer einen Job im sozialen Bereich angestrebt. So war ich zum Beispiel vier Jahre lang Jugendtrainer im Fußball. Durch das Camp habe ich gemerkt, dass mir soziale Arbeit insgesamt sehr gut gefällt und dass ich gerne international unterwegs bin. Das hat in mir den Wunsch reifen lassen, internationale soziale Arbeit zu studieren. Ich hoffe, dass ich im nächsten Sommer in Schweden damit beginnen kann.

Was würdest du jungen Menschen raten, die einen internationalen Freiwilligendienst anstreben?

Sie sollen sich im Internet auf der Website von Eirene die Auslandsfreiwilligendienste anschauen und Projekte suchen, die zu ihnen passen. Da gibt es ja ganz unterschiedliche Dinge, etwa die Arbeit mit Kindern, mit Obdachlosen oder auch Lobbyarbeit für die unterschiedlichsten Initiativen. Dann schaut man einfach, worauf man Lust hat und bewirbt sich.

Wie lief oder läuft der Bewerbungsprozess bei Eirene konkret ab?

Man muss sich bis Ende Mai 2025 bewerben, wenn man im selben Jahr noch einen Dienst antreten möchte. Ich habe mich zum Beispiel im September vor zwei Jahren beworben und im Oktober die Zusage für den Sommer danach erhalten. Zur Überbrückung habe ich dann gejobbt, um ein eigenes Budget anzusparen. In der Zwischenzeit gab es drei oder vier Online-Info-Seminare von Eirene; außerdem musste ich einen Unterstützerkreis gewinnen, um die Finanzierung von 4500 Euro in Form von Spenden auf die Beine zu stellen.

Was ist, wenn man niemanden findet, um das Spendenziel zu erreichen?

Das ist kein Problem. Einige Freiwillige erhalten weniger Spenden, andere mehr. Insgesamt gleicht sich das bei Eirene aus, so dass niemand aus finanziellen Gründen vom Dienst ausgeschlossen werden muss.

Wie wurdest du danach weiter auf deinen Einsatz vorbereitet?

Für die USA brauchte ich ein Visum. Um dieses musste ich mich in der Botschaft in Frankfurt bewerben und von den Kosten 100 Euro selbst tragen; den Rest hat Eirene übernommen. Im Mai gab es ein Vorbereitungswochenende und im Juli einen zweiwöchigen Kurs für alle Freiwilligen, die in dem Zeitraum Juli/August im globalen Norden einen Freiwilligendienst begonnen haben, das heißt in Europa, Kanada und den USA. Dort wurden zum Beispiel kulturelle und persönliche Themen besprochen.

Welche Kosten kommen auf jemanden zu, der so etwas anstrebt?

Bei Eirene wird eigentlich für alles gesorgt. Ich musste nur den Teilbetrag für das Visum selbst tragen, aber Versicherung, die Flüge, die Wohnung werden übernommen. Dazu gibt es eine Verpflegungspauschale und noch ein Taschengeld. Man kann davon zwar nicht jeden Abend auswärts essen gehen, es reicht aber völlig zum Leben. In dem Camp gab es auch eine eigene Küche, so dass ich sogar noch etwas übrig hatte von dem Geld, das mir zur Verfügung gestellt wurde.

Eirene ist ja eine christliche Organisation. Musst du Christ sein, um solch ein freiwilliges Jahr absolvieren zu dürfen?

Nein, absolut nicht. Eirene ist offen für alle Religionen und Weltanschauungen.

Wie würdest du das Jahr für dich in drei Worte fassen?

Viele – neue – Erfahrungen! Natürlich kann nicht immer alles perfekt laufen, aber selbst, wenn irgendetwas nicht so gut ist, sind die Erfahrungen, die man macht, doch immer wertvoll!

Vielen Dank, lieber Nils, für deinen spannenden Bericht!

Mehr Informationen über den Auslandsfreiwilligendienst von Eirene findet Ihr hier: https://eirene.org/freiwilliger-werden

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Dezember 2024. Seit kurzem sind wir auf dem Spendenportal hiermitherz.de der Sparkasse Köln-Bonn vertreten. Auf der Plattform können Vereine und Initiativen ihre Herzensprojekte vorstellen und auf Spenden hoffen. Dies tun auch wir, indem wir dort Spenden für unsere Wegbegleiterpatenschaften in den Städten Köln und Bonn sammeln. Wir freuen uns über die Aktion der Sparkasse Köln-Bonn und auch über jede und jeden, die oder der dort vorbeischaut.

Mit der Plattform wollen wir unsere Reichweite vergrößern; selbstverständlich könnt Ihr und können Sie uns Spenden weiterhin auch direkt zukommen lassen.

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